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Eine korrekte Materialberichterstattung im Internationalen Materialdatensystem IMDS ist für die Automobilindustrie von zentraler Bedeutung. Denn ein Materialdatenblatt (MDB), das alle Vorgaben erfüllt, ist für einen OEM einerseits wichtig, um nachzuweisen, dass beispielsweise Stoffverbote eingehalten wurden, und kann zur Bewertung bei der Typgenehmigung herangezogen werden. Andererseits soll das System dazu beitragen, die vorgeschriebenen Recycling- und Wiederverwertungsquoten aus der europäischen Altfahrzeugverordnung (ELV) einzuhalten. Die OEM geben die Verpflichtung der Berichterstattung an ihre Lieferkette weiter, um sämtliche Daten von den verbauten Materialien und Werkstoffen zu erhalten. Dafür sind neben einem Unternehmens-Account im IMDS auch entsprechende Prozesse notwendig. Die fehlenden MDB müssen bei den Lieferanten angefragt, die eingegangenen Daten geprüft und diese dann in einem Datenblatt zusammengeführt werden. Es sollte Ansprechpartner geben, die sich beispielsweise mit REACH auskennen, und verschiedene Abteilungen wie Entwicklung, Qualität und die Produktion müssen eingebunden werden. Je größer und je höher in der Lieferkette ein Unternehmen ist, desto komplexer sind die mit der Materialberichterstattung verbundenen Aufgaben und Prozesse. Insbesondere der OEM, bei dem sämtliche Fäden zusammenlaufen, steht hier vor besonderen Herausforderungen. Daher greifen viele auf die Unterstützung durch einen Dienstleister zurück. So auch ein Hersteller von LKW sowie PKW-Teilen, der seit etwas über einem Jahr mit der imds professional GmbH & Co. KG zusammenarbeitet.
„Angefangen hat die Zusammenarbeit im Rahmen der Trennung von LKW- und PKW-Sparte des Unternehmens“, erinnert sich Markus Engel, Senior Consultant Product Environmental Compliance bei imds professional. Zunächst habe man sich zusammengesetzt, um die Zusammenarbeit genau zu definieren und festzulegen, wie mit Blick auf die Materialberichterstattung im IMDS gearbeitet werden solle. „Mit unserem Ansprechpartner auf Seiten des Kunden haben wir uns die bisherigen Prozesse angeschaut, die Prüfkriterien und das Abnahmeverfahren eines Datenblatts (MDB) neu definiert und so die Datenqualität gesteigert“, berichtet Engel. „Regelmäßig saßen und sitzen wir mit den beteiligten Personen verschiedener Abteilungen zusammen, sowohl virtuell als auch persönlich beim Kunden vor Ort.“
Die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei imds professional sorgen für den reibungslosen Ablauf bei der Materialberichterstattung im IMDS. Das heißt, sie prüfen alle MDB, die von den Lieferanten eingereicht werden und für die Bemusterung notwendig sind. Sollten die Daten nicht den erforderlichen Kriterien genügen, werden Datenblätter abgelehnt und erneut angefordert. Sind alle Daten korrekt, werden sie akzeptiert und können für die Bewertung der Material Compliance herangezogen werden. Zudem werden die Teile, die für den Automobilbereich eingesetzt werden, nach PPAP-Verfahren bewertet und an den Kunden übermittelt. „Es handelt sich um mehrere hundert Datenblätter, die täglich geprüft werden müssen“, erläutert der IMDS-Experte Engel. Das sei eine Menge Zeit, die ein Unternehmen personell investieren müsste, sodass sich die Auslagerung an einen Dienstleister rechne, zumal auch Spitzen abgedeckt werden müssen. „Wir können bei Bedarf flexibel weitere Projektmitarbeiter einbinden“, ergänzt er.
Mittlerweile betreut imds professional auch Niederlassungen und Tochterunternehmen an verschiedenen Standorten in den USA sowie mehrere amerikanische Zulieferunternehmen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Lieferkette bereits im IMDS vertreten war, musste diese hier komplett neu aufgebaut werden. Das heißt, zunächst mussten die Lieferanten informiert und im IMDS registriert werden. „Das sogenannte Onboarding ist immer eine Herausforderung und man muss einiges an Zeit einplanen“, weiß Markus Engel. „Auch Schulungen für die Lieferanten sind oft erforderlich und wir können diese in verschiedenen Sprachen durchführen.“ Im konkreten Fall haben Schulungen und die Kommunikation auf Englisch und Spanisch stattgefunden, da viele Zulieferer in Mittelamerika sitzen. Daneben mussten Prüfkriterien definiert und intern die erforderlichen Prozesse aufgesetzt werden. „Speziell für die Lieferanten unseres Kunden haben wir auch eine Landingpage mit wichtigen Informationen rund um das IMDS sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch bereitgestellt“, erläutert Markus Engel weitere Unterstützungsmöglichkeiten durch imds professional. Und weiter: „Mit einigen der Zulieferer arbeiten wir ebenfalls zusammen, um die Qualität der MDB sicherzustellen und Ablehnungen zu vermeiden.“
In den USA liege neben den obligatorischen IMDS-Eingaben ein starker Fokus darauf, Aussagen zu PFAS treffen zu können. Denn im Rahmen der US-amerikanischen Chemikaliengesetzgebung TSCA müssen ab Juli rückwirkend bis 2011 alle Produkte gemeldet werden, die PFAS – also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – enthalten. Und diese Berichterstattung muss bis Januar 2026 abgeschlossen sein. „Das IMDS eignet sich wunderbar, auch dieser Anforderung nachzukommen, da hier eine Volldeklaration stattfindet und man die Datenblätter durchsuchen und entsprechend alle verwendeten Substanzen berichten kann“, so der IMDS-Experte.
Obwohl LKW bzw. allgemein Heavy-Duty Vehicles (HDV), also Nutzfahrzeuge, bisher nicht im IMDS abgebildet werden müssen, hat sich der LKW-Hersteller aus der Historie heraus dazu entschieden, dieses System weiter zu nutzen. Denn aufgrund seiner PKW-Sparte war das Unternehmen bereits seit Anfang an dort vertreten und hat für sämtliche seiner Fahrzeuge die Materialdaten über das System gesammelt. „Da zukünftig mit der neuen Altfahrzeugverordnung (ELV-R) der EU nicht mehr nur PKW-Hersteller gefordert sein werden, das IMDS zu nutzen, würde ich auch allen anderen HDV-Herstellern bereits jetzt dazu raten, ihre Prozesse neu zu bewerten und die geplanten Änderungen der ELV zu berücksichtigen“, sagt Markus Engel. Die meisten Zulieferer seien es seit vielen Jahren gewohnt, ihre Daten über das IMDS zu übermitteln und beliefern sowohl Automobilhersteller als auch beispielsweise LKW-Hersteller, die meist bereits Mitglied im seien.
Hintergrund sind hier insbesondere die geplanten Vorgaben zur Verwendung von Rezyklaten, die sich aus dem europäischen Green Deal ergeben. Vorgesehen ist einerseits, dass die ELV, die bisher nur für die Fahrzeugklassen M1 und N1 gilt, fünf Jahre nach in Kraft treten auch für die Fahrzeugklassen M2, M3, N2, N3, O sowie L3e, L4e, L5e, L6e und L7e gilt. Zwar wird es Ausnahmen geben und nicht alle Vorgaben gelten dann auch für die neu hinzugekommenen Fahrzeuge. Aber geplant ist beispielsweise, dass 25 % des Kunststoffanteiles eines neuen Fahrzeugs aus Rezyklat bestehen soll und diese Vorgabe wird dann für alle gelten. „Im IMDS lassen sich bereits jetzt Angaben zum Rezyklatanteil eines Werkstoffes machen und auch, ob und zu wieviel Prozent dieser aus chemischem oder mechanischem Recycling stammt oder aus biobasierten Werkstoffen gewonnen wurde“, erklärt Markus Engel. „Diese Möglichkeiten sollten sich die Hersteller zunutze machen.“ Zudem wird es eine Rücknahmepflicht für die Hersteller geben und es soll sichergestellt werden, dass Altfahrzeuge wirklich demontiert und die Teile möglichst vollständig wiederverwendet bzw. recycelt werden. „Dazu ist es notwendig, die genaue Stoffzusammensetzung zu kennen und dies kann durch das IMDS sichergestellt werden“, meint der Experte für Product Environmental Compliance. Auch sei ein Kreislaufpass für Fahrzeuge geplant, für den man wiederum auf die IMDS-Daten zurückgreifen könne. So unterstütze das IMDS die Materialtransparenz der Unternehmen.
Über imds professional:
imds professional unterstützt Unternehmen, die Anforderungen zur Material- und Produktkonformität nachhaltig und sicher zu erfüllen und alle Vorgaben einzuhalten. Unser Kerngeschäft umfasst Consulting, Service und Training zu umweltrelevanten Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und kundenspezifischen Anforderungen. Als führendes Dienstleistungsunternehmen im Bereich Product Environmental Compliance ist es unsere Überzeugung und unser Auftrag, Umwelt-Compliance-Programme gewinnbringend zu optimieren. Mit neutraler und fokussierter Beratung sowie maßgeschneiderten Services und Schulungen helfen wir Unternehmen, angesichts zunehmender regulatorischer Auflagen wettbewerbsfähig zu bleiben. Seit 1999 vertrauen kleine und mittelständische Betriebe wie auch Konzerne aus der herstellenden und verarbeitenden Industrie weltweit auf unsere Kompetenz. Weitere Informationen gibt es unter www.imds-professional.com