Chinesische Due-Diligence-Leitlinien und CAMDS

CAMDS

Im letzten Journal haben wir im Service-Bereich das Thema CAMDS behandelt. Wir haben festgestellt, dass immer mehr unserer Kunden nach Unterstützung in diesem Bereich fragen. Nun wurden im Dezember 2015 die Chinesischen Due-Diligence-Leitlinien für verantwortungsvolle Mineralien-Lieferketten veröffentlicht. Ein weiterer Grund für uns, das Thema in dieser Ausgabe erneut aufzugreifen und Sie darüber zu informieren.

Was sind die Due-Diligence-Leitlinien?

China ist sich mittlerweile der Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Umwelt und den Menschen bewusst. Sich entsprechend zu verhalten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, ist heute ein großer Wettbewerbsfaktor, da die Verbraucher dies erwarten und sich daran orientieren. In Zusammenarbeit mit der UN und auf Basis der OECD-Leitsätze für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Mineralien aus Konflikt- und Hochrisikogebieten hat das CCCMC (China Chamber of Commerce of Metals, Minerals and Chemicals Importers & Exporters) daher entsprechende Leitlinien erarbeitet. Eingeflossen sind dabei auch die Ergebnisse von einer öffentlichen Befragung sowie die Meinungen von Industrie-Organisationen und ausgewählten Interessensgruppen in China.
Das Ziel dieser Leitlinien ist, die Due Diligence chinesischer Unternehmen an internationale Standards anzupassen. Sie gelten für alle chinesischen Unternehmen, die mineralische Ressourcen und damit verbundene Produkte fördern, verwenden, transportieren oder damit handeln sowie alle, die an einem beliebigen Punkt in der Lieferkette damit in Berührung kommen. Unternehmen, die andere natürliche Ressourcen verwenden, werden ebenfalls dazu angehalten, sich an diesen Leitlinien zu orientieren. Die Umsetzung erfolgt allerdings zunächst freiwillig.
„Chinesische Unternehmen“ meint in diesem Zusammenhang gesetzliche (gewinnorientierte) Institutionen, die in China registriert sind, oder ausländische Unternehmen (einschließlich Tochtergesellschaften), die komplett oder mehrheitlich von einer chinesischen Institution oder Einzelperson kontrolliert werden.

Ziele und Vorteile der Leitlinien

Die Leitlinien sollen Unternehmen dabei unterstützen, gesetzliche Vorgaben einzuhalten sowie Risiken zu erkennen und zu vermeiden, Konflikte und schwere Menschenrechtsverletzungen zu unterstützen. Als Beispiele werden die sogenannten Konfliktmineralien (3TG, Dodd-Frank Act) und der Kimberley-Prozess genannt. Grundsätzlich sind mit „mineralischen Ressourcen“ alle Bodenschätze und ihre verwandten Produkte (Erze, Mineralkonzentrate, Metalle, Derivate und Nebenprodukte) gemeint. Zunächst setzt das CCCMC die Priorität jedoch auf die Lieferkette von Gold, Zinn, Wolfram und Tantal sowie deren verwandte Produkte.

Vorteile, die Leitlinien zu implementieren seien:

  • Die erhöhte Fähigkeit, den Erwartungen der Kunden und Märkten auf verantwortliche Mineralressourcen gerecht zu werden.
  • Ein besseres Verständnis und Management sowie eine bessere Datenerfassung der Mineralressourcen-Lieferkette und bessere Informationen für strategische Entscheidungsfindungen in der Sourcing-Strategie.
  • Eine Verbesserung der Reputation der beteiligten Unternehmen und der chinesischen Industrie.
  • Weniger Unterbrechungen in der Lieferkette, die durch Konflikte und geschwächte Regierungen verursacht werden.
  • Orientierungshilfe für Unternehmen, die andere natürliche Ressourcen verwenden und ebenfalls eine Lieferketten-Due-Diligence einführen möchten.

Das Ausmaß der geeigneten Due Diligence hänge allerdings von den individuellen Umständen ab und werde beeinflusst von verschiedenen Faktoren wie der Größe des Unternehmens, der Branche, der Art der Produkte oder beteiligten Dienstleistungen, der Rolle in der Lieferkette und der Verbreitung von Risiken. Im Anhang enthalten die Richtlinien ressourcenspezifische Prüfungsprotokolle und ergänzende Materialien, um Unternehmen eine Anleitung an die Hand zu geben, eine entsprechende Due Diligence umzusetzen.
Die in den Leitlinien empfohlenen fünf Schritte sind:

  • Ein starkes Risikomanagement-System einrichten.
  • Risiken in der Lieferkette ermitteln und bewerten.
  • Eine Strategie entwickeln und implementieren, auf die identifizierten Risiken zu reagieren.
  • Unabhängige Prüfung durch Dritte bei Engpässen in der Lieferkette.
  • Einen Bericht über den Prozess und die Ergebnisse des Lieferketten-Risikomanagements erstellen.

Die ausführlichen chinesischen Due-Diligence-Leitlinien finden Sie hier als PDF (englisch).

Materialdatenerfassung für den chinesischen Markt

Bereits im Jahr 2012 wurde das CAMDS (China Automotive Material Data System) eingeführt. Es ist im Prinzip das chinesische IMDS, also eine ebenfalls internetbasierte Produktdatenmanagement-Plattform für die Automobilindustrie. Mit dieser wollen die chinesischen OEM die Recycling- und Wiederverwendungsvorgaben (China ELV) für Automobil-Produkte einhalten. Ab 2017 soll die Wiederverwertungsquote sowohl der chinesischen als auch der importierten Fahrzeuge das internationale Level erreichen. Das bedeutet, die Wiederverwertungsquote aller produzierten Fahrzeuge soll bei 95 Prozent liegen.

Das CAMDS soll dafür sorgen, dass die Wiederverwendungsquote eingehalten und verbotene Substanzen nicht bzw. nur eingeschränkt eingesetzt werden. Zudem sorgt es dafür, dass das Recycling chinesischer Fahrzeugteile verbessert wird. Das CAMDS stellt ebenso wie das IMDS eine Lösung dar, mit der sich die chemische Zusammensetzung der Fahrzeugteile über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgen lässt. Auch im CAMDS müssen Reinstoffverbote und Einschränkungen, wie im ELV Annex II beschrieben, für Blei, Quecksilber, Cr 6+ und Cadmium beachtet und eingehalten werden.

Das CAMDS ist für dessen Mitglieder (OEM) meist verpflichtend. Diese entscheiden, ob die Daten ihrer Lieferanten dort eingetragen werden müssen.

Zur Einführung des Systems (2009) waren 15 OEM Mitglied im CAMDS Steering Committee, drei davon sind Gemeinschaftsunternehmen (SGMW = SAIC + GM + Liuzhou Wuling, Dong Feng Motor = DFAC + Nissan, DPCA = DFAC + Citroen).

Die meisten OEM in China (es gibt ca. 100 sowie 20.000 bis 30.000 Zulieferer) haben mittlerweile ein gemeinsames Management-Gremium eingerichtet, das für die Errichtung, den Betrieb, die Bedienung und die Instandhaltung des CAMDS verantwortlich ist.

Wenn Sie als Automobilzulieferer nach China liefern, ist es also möglich, dass Sie Ihre Materialdatenblätter in das CAMDS einpflegen müssen. Dazu sind Kenntnisse dieser Datenbank notwendig. Die Funktionalitäten im chinesischen Materialdatensystem ähneln zwar denen im IMDS. Es ist jedoch teilweise anders konzipiert und erfordert ein etwas anderes Vorgehen.

Webinar:

In unserem 120-minütigen Live-Webinar „CAMDS – Überblick und Einführung“ führen wir Sie in die Nutzung des CAMDS ein und erklären Ihnen die wichtigsten Funktionen.

CAMDS-Service:

Sie benötigen Beratung zum CAMDS oder Hilfe bei der Nutzung? Sie möchten alle Aufgaben rund um das CAMDS auslagern? Wir übernehmen das gerne für Sie. Sprechen Sie uns an.

Telefon: +49 6083 9130-27
E-Mail: bjoern.werkmeister@imds-professional.com