RoHS-Ausnahme für hochschmelzende Bleilote

RoHS

Am 8. September 2025 hat die Europäische Kommission eine Delegierte Richtlinie zur Änderung der RoHS-Richtlinie 2011/65/EU veröffentlicht. Diese betrifft die Verwendung von Blei in hochschmelzenden Loten – ein Thema, das insbesondere für Hersteller von Elektronikkomponenten von großer Bedeutung ist.

Was sind hochschmelzende Bleilote?

Hochschmelzende Bleilote sind Lötlegierungen mit einem Bleianteil von mindestens 85 %, die in anspruchsvollen Anwendungen eingesetzt werden – etwa bei hohen Temperaturen, Vibrationen oder in hermetisch versiegelten Bauteilen. Sie bieten:

  • hohe Schmelzpunkte (> 260 °C)
  • gute thermische und elektrische Leitfähigkeit
  • Korrosionsbeständigkeit und Duktilität
  • zuverlässige Benetzbarkeit und Oxidationsverhalten

Warum eine neue Regelung?

Die bisherige Ausnahme 7a war seit 2003 unverändert und wurde oft pauschal angewendet, auch wenn keine technische Notwendigkeit bestand. Die neue Richtlinie bringt nun:

  • sieben spezifische Untereinträge (7a I bis VII) für klar definierte Anwendungsbereiche
  • einheitliches Ablaufdatum für die Ausnahmen 7a I bis VII: 31. Dezember 2027
  • kurzfristige Verlängerung der alten Ausnahme 7a bis 30. Juni 2027 zur Überbrückung

Die neuen Untereinträge im Überblick

Die Richtlinie unterscheidet folgende Anwendungsbereiche:

  1. Interne Kontaktverbindungen in Halbleiterbaugruppen
  2. Integrierte Verbindungen bei der Chipbestückung, wenn bestimmte technische Kriterien erfüllt sind
  3. Lötverbindungen der ersten Stufe zur Vermeidung von Lotvermischung
  4. Lötverbindungen der zweiten Stufe (z. B. BGA-Gehäuse, Hochtemperatur-Spritzguss)
  5. Hermetische Versiegelungen zwischen Keramik und Metall
  6. Verbindungen in Lampen für IR-Heizgeräte, Backöfen etc.
  7. Audiowandler mit Betriebstemperaturen über 200 °C

Technische Bewertung und Konsultation

Zwei Studien (2022 und 2024) sowie öffentliche Konsultationen zeigten:

  • In vielen Bereichen fehlen zuverlässige bleifreie Alternativen
  • In Audiotechnik wurden erste Fortschritte erzielt
  • Eine pauschale Ausnahme ist nicht mehr zeitgemäß
  • Die neue Struktur ermöglicht gezielte Bewertungen und Innovationen

Was bedeutet das für Unternehmen?

  • Material-Compliance-Verantwortliche müssen prüfen, ob ihre Produkte unter die neuen Untereinträge fallen
  • Die SCIP-Berichterstattung bleibt Pflicht
  • Unternehmen sollten frühzeitig Erneuerungsanträge vorbereiten – spätestens 18 Monate vor Ablauf

Fazit

Die neue Richtlinie schafft Transparenz und Differenzierung bei der Verwendung von Blei in hochschmelzenden Loten. Sie fördert Innovation, schützt Umwelt und Gesundheit und gibt der Industrie gleichzeitig Planungssicherheit.

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